Iran, Tag 2: Von Tabriz über Jolfa nach Khoy
Heute widmen wir uns der Strecke Tabriz - Jolfa. Wegen der starken Steigungen wurde die Strecke bereits in den 1970er Jahren elektrifiziert. Momentan ist es die einzige elektrifizierte Strecke im Iran. Für den Betrieb wurden 8 Elektrolokomotiven ähnlich der schwedischen Type Rc4 gekauft.
Ein Personenzug pro Tag
Aktuell reicht eine Lok für den Betrieb aus. Von den zwei Personenzugpaaren fährt maximal Einer. Manchmal fährt er vormittags, manchmal nachmittags. Die Fahrzeiten sind auch anders, als im Fahrplan angegeben. Das sind alles innovative Maßnahmen, um die Attraktivität für den Bahnkunden zu steigern. Folglich hat der Zug aus zwei Personenwagen und Generatorwagen für die wenigen Fahrgäste ein üppiges Platzangebot. Der letzte Güterzug ist vor 7 Monaten abgefahren. Während auf dem parallelen Ayatollah Hashemi Rafsanjani Highway die "Hölle" los ist.
Hier ist der Personenzug bei Tabriz auf dem Weg nach Jolfa. Lok 40 652-4 zieht den Zug. Die Autobahn ist unten im Bild abgeschnitten.
Der Personenzug ist sehr langsam unterwegs. Der Reisebus nimmt die Zugverfolgung auf. Der spektakulärste Streckenabschnitt ist bei Hadishahr. Hier wird der Zug nochmal aufgelauert.
Jolfa, Grenzort zu Aserbaidschan
Der Zug endet in Jolfa. Die hohen, schneebedeckten Berge gehören zum kleinen Kaukasus und liegen in Armenien. Die kleinen Hügel hinter dem Bahnhof sind bereits in Aserbaidschan. Sie gehören zur Enklave Nachitschewan, die zwischen Iran und Armenien eingebettet ist. Nach dem Krieg um Nagorni Karabach haben die Armenier Nachitschwan abgeriegelt und vom Kernland isoliert. Die drei grünen Wagen am rechten Bildrand sind Breitspurwagen für den Anschlusszug nach Aserbaidschan. Mangels Bedarf ist der Zug vor 27 Tagen das letzte Mal gefahren. Auch heute ist mangels Reisender kein Bedarf.
Wir schauen uns noch ein wenig im Bahnhof Jolfa um. Die Diesellok 40-451, eine G18W, hat nichts zu tun. Sie wartet darauf, dass es vielleicht mal wieder Bedarf gibt, einen Person- oder Güterzug über die Grenze zu fahren. Eine zweite Lok dieser Baureihe langweilt sich als Reservelok im Lokschuppen.
Stillstandsmanagement
Noch viel länger warten hier zwei Reihen Intercity- und Nahverkehrswagen der Deutschen Bahn. Die Lauffähigkeitsbescheinigung geht bis Jolfa. Seit Mai 2014, also seit 3 Jahren, stehen sie hier für das DB Stillstands-Management und erfreuen sich am Blumenmeer.
Der Personenzug fährt zurück nach Tabriz. Bei Hadishahr wird der Zug wieder abgepasst. Dann nimmt der Reisebus die Verfolgung auf. Bei Marand kreuzt die Autobahn die Bahnstrecke. Der Busfahrer weigert sich, auf der Autobahnbrücke anzuhalten. Erst weit hinter der Brücke bleibt er auf der Autobahn stehen. Jetzt wird die Zeit knapp. Kiboko schafft es nicht mehr auf der Autobahn bis zur Brücke zurückzulaufen und dann auch noch über die Mittelleitplanke zu klettern. Es reicht immerhin noch zu einen Notschuss über die Gegenfahrbahn. Im Iran werden die Verkehrsregeln locker ausgelegt. Was in Deutschland undenkbar ist, ist im Iran normal.
Der Tag klingt mit einem Kulturprogramm in Khoy aus. Es wird das Grab von Schams-e Tabrizi besucht. Er war ein persischer Mystiker und Sufi Gelehrter. Er verstarb im Jahr 1248.