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Kiboko

Iran

Mit 16 Zylindern in die Berge

Iran, Tag 2: Von Tabriz über Jolfa nach Khoy

Heute widmen wir uns der Strecke Tabriz - Jolfa. Wegen der starken Stei­gungen wurde die Strecke bereits in den 1970er Jahren elektri­fiziert. Momentan ist es die einzige elektri­fizierte Strecke im Iran. Für den Betrieb wurden 8 Elektro­lokomotiven ähnlich der schwedischen Type Rc4 gekauft.

Ein Personenzug pro Tag

Aktuell reicht eine Lok für den Betrieb aus. Von den zwei Personen­zug­paaren fährt maximal Einer. Manch­mal fährt er vor­mittags, manchmal nach­mittags. Die Fahrzeiten sind auch anders, als im Fahrplan an­gegeben. Das sind alles innovative Maß­nahmen, um die Attraktivi­tät für den Bahn­kunden zu steigern. Folglich hat der Zug aus zwei Personen­wagen und Generator­wagen für die wenigen Fahrgäste ein üppiges Platzangebot. Der letzte Güter­zug ist vor 7 Monaten ab­gefahren. Während auf dem parallelen Ayatollah Hashemi Raf­sanjani Highway die "Hölle" los ist.

Hier ist der Personenzug bei Tabriz auf dem Weg nach Jolfa. Lok 40 652-4 zieht den Zug. Die Auto­bahn ist unten im Bild ab­geschnitten.

Personenzug bei Tabriz
Bild 11: Personenzug bei Tabriz

Der Personenzug ist sehr langsam unter­wegs. Der Reise­bus nimmt die Zug­verfolgung auf. Der spek­takulärste Strecken­abschnitt ist bei Hadishahr. Hier wird der Zug nochmal auf­gelauert.

Personenzug bei Hadishahr
Bild 12: Personenzug bei Hadishahr

Jolfa, Grenzort zu Aserbaidschan

Der Zug endet in Jolfa. Die hohen, schneebedeckten Berge gehören zum kleinen Kaukasus und liegen in Armenien. Die kleinen Hügel hinter dem Bahnhof sind bereits in Aserbaidschan. Sie gehören zur Enklave Nachitschewan, die zwischen Iran und Armenien eingebettet ist. Nach dem Krieg um Nagorni Karabach haben die Armenier Nachitschwan ab­geriegelt und vom Kern­land isoliert. Die drei grünen Wagen am rechten Bild­rand sind Breit­spurwagen für den An­schluss­zug nach Aserbaidschan. Mangels Bedarf ist der Zug vor 27 Tagen das letzte Mal gefahren. Auch heute ist mangels Reisender kein Bedarf.

Bahnhof Jolfa
Bild 13: Bahnhof Jolfa

Wir schauen uns noch ein wenig im Bahnhof Jolfa um. Die Diesellok 40-451, eine G18W, hat nichts zu tun. Sie wartet darauf, dass es vielleicht mal wieder Bedarf gibt, einen Person- oder Güter­zug über die Grenze zu fahren. Eine zweite Lok dieser Bau­reihe lang­weilt sich als Reserve­lok im Lok­schuppen.

G18W 40-451 in Jolfa
Bild 14: G18W 40-451 in Jolfa

Stillstandsmanagement

Noch viel länger warten hier zwei Reihen Intercity- und Nahverkehrs­wagen der Deutschen Bahn. Die Lauf­fähigkeits­bescheinigung geht bis Jolfa. Seit Mai 2014, also seit 3 Jahren, stehen sie hier für das DB Still­stands-Management und er­freuen sich am Blumenmeer.

Abgestellte Wagen der Deutschen Bahn in Jolfa
Bild 15: Abgestellte Wagen der Deutschen Bahn in Jolfa

Der Personenzug fährt zurück nach Tabriz. Bei Hadishahr wird der Zug wieder ab­gepasst. Dann nimmt der Reise­bus die Ver­folgung auf. Bei Marand kreuzt die Auto­bahn die Bahn­strecke. Der Bus­fahrer weigert sich, auf der Autobahn­brücke an­zuhalten. Erst weit hinter der Brücke bleibt er auf der Auto­bahn stehen. Jetzt wird die Zeit knapp. Kiboko schafft es nicht mehr auf der Auto­bahn bis zur Brücke zurück­zulaufen und dann auch noch über die Mittel­leit­planke zu klettern. Es reicht immer­hin noch zu einen Not­schuss über die Gegen­fahr­bahn. Im Iran werden die Ver­kehrs­regeln locker aus­gelegt. Was in Deutsch­land un­denkbar ist, ist im Iran normal.

Personenzug bei Marand
Bild 16: Personenzug bei Marand

Der Tag klingt mit einem Kultur­programm in Khoy aus. Es wird das Grab von Schams-e Tabrizi besucht. Er war ein persischer Mystiker und Sufi Gelehrter. Er verstarb im Jahr 1248.