Iran, Tag 5: Von Yazd nach Mazou
Heute haben wir die Qual der Wahl. Entweder Kulturprogramm in Yazd oder die vielbefahrene Hauptstrecke von Yazd nach Teheran. Kiboko entscheidet sich für die vielbefahrene Hauptstrecke. Die Kultur muss auf eine spätere Reise warten.
Ardekan - irgendwo im nirgendwo
Warten muss Kiboko auch auf Züge. Bei Ardekan hält der Bus an einer Unterführung. Der Fotopunkt ist nicht gerade prickelnd. In ein- bis zwei Kilometer Entfernung sind ein paar Hügel an der Strecke. Die versprechen einen besseren Fotopunkt. Kiboko geht aber kein Risiko ein und will keinen Zug verpassen. Nach einer längeren Wartezeit kommt die U30C 2007 mit einem Güterzug aus der "falschen" Richtung.
Der erste Zug ist im Kasten. Kiboko eilt zum nächsten Fotostandpunkt auf den Hügel. Ein Zug wird nicht verpasst. Aber es dauert auch nicht mehr lange. Zwei GT26CW, 7074 und 7012 einer privaten Eisenbahngesellschaft, bringen einen schweren Eisenerzzug zum Stahlwerk nach Isfahan.
Nachschuss auf denselben Zug von derselben Position.
Die Strecke wird bereits für das zweite Gleis vorbereitet. Wegen Bauarbeiten sind am ganzen Vormittag nur zwei Züge unterwegs. Eine vielbefahrene Hauptstrecke stellt sich Kiboko etwas anders vor.
Karawanserei
Mangels Züge schauen wir uns eine alte Karawanserei in der Nähe der Bahnstrecke an. Früher war es ein Rasthof für Karawanen. Die Mauern boten in der Nacht Schutz vor Banditen. Mensch und Tier wurden hier für die nächste Tagesetappe versorgt. Heute rasten hier nur noch Blechkamele.
Taghdiri Haus
In Ardekan steht ein historisches Taghdiri Haus eines reichen Händlers. Das Anwesen ist von schäbigen Lehmwänden umgeben. Von außen soll man nicht auf den Reichtum im Inneren schließen. Der Innenhof mit einem kleinen "Pool" ist von Gebäuden umgeben, die je nach Jahreszeit genutzt werden.
Fenster und Türen sind dabei immer in ungerader Anzahl ausgeführt. Die guten Geister fliegen immer zentral. Bei einer ungeraden Anzahl können sie durch offenen Fenster und Türen einschweben. Bei einer geraden Anzahl würden sie gegen den Mittelpfeiler prallen. Aua!
Scheiß Schlapphut!
Nachmittags nehmen wir einen Schnelltriebwagen nach Mohammadieh bei Ghom. Am Bahnhof wartet bereits eine Familie auf den Zug. Die Frauen sind mit schwarzen Stoff verhüllt. Dazu ein Berg mit Taschen und Koffern. Als Zugabe ein aufgerollter Teppich. Mit dem einfahrenden Zug ist es das Fotomotiv der Reise. Die Fotoreisegruppe baut sich auf und rangelt um die beste Position wie bei einer Pressekonferenz. Der Zug fährt ein. Die Familie im Vordergrund. Alles perfekt. Genau zum Auslösepunkt springt ein Iranischer Schlapphut mitten ins Bild. Er zückt sein Handy, um die fotografierende Fotoreisegruppe zu knipsen.
Kibokos Gemütslage hat Herbert Grönemeyer in einen Liedtext beschrieben:
Meine Faust will unbedingt in sein Gesicht und darf nicht.
Von Verlegenheit überhaupt keine Spur.
Er ist nun mal eine Frohnatur.
Er grinst nur.
Fahrt im Schnelltriebwagen
Stinksauer besteigt Kiboko den Schnelltriebwagen. Der Triebwagen 101 ist vom Typ DH4-1 "Paradise". Er wurde 2004 von Siemens in Österreich gebaut. Damit sausen wir mit paradiesischen 160 km/h durch die Wüste bis nach Mohammadieh in der Nähe von Ghom. Gleichzeitig brettert unser Bus mit dem Gepäck weniger paradiesisch über die Autobahn. Im folgenden Bild fährt der Schnelltriebwagen aus Mohammadieh aus. Das Treiben auf dem Bahnsteig, kann mit der verpassten Szene nicht mithalten.
Busfahrt mit Hindernissen
Der Bus soll uns dann nach zum Bahnhof von Ghom bringen, um den Nachtzug nach Süden zu erreichen.
Der Bus kommt nicht.
Bei Ghom gibt es einen neuen Checkpoint.
Für diesen Checkpoint hat unser Bus keine Genehmigung.
Ohne Passierschein gibt es keine Durchfahrt.
Unser Busfahrer kennt ein paar Schleichwege.
Auf Abwegen erreicht er dann doch unseren kleinen Bahnhof mit großer Verspätung.
Dann geht es Richtung Ghom.
Unser Bus hat immer noch keine Genehmigung.
Außerdem hat der Busfahrer die Lenkzeiten überschritten.
Jetzt sind wir am Busbahnhof von Ghom gestrandet.
Wir chartern einen Stadtbus, der uns durch die Stadt zum Bahnhof bringen soll.
Als der Ersatzbus endlich eintrifft, ist es zu spät.
Unseren Zug können wir nicht mehr erreichen.
Der ist bereits abgefahren.
Was nun?
Iranische Lösung
Auch im Iran gibt es für jedes Problem eine Lösung. Der nächste Reisebus wird angehalten. Die Reisenden - eine große Gruppe sehr betagter Damen - wird zum Aussteigen aufgefordert. Der Gepäckraum - voll mit Rollstühlen und Rollatoren - wird in Windeseile geräumt. Dir alten Damen dürfen jetzt die Reise im unbequemen Stadtbus fortsetzen. Wir entern den Bus. Kiboko hat dabei ein sehr schlechtes Gewissen.
Hupe geht
Unser Zug muss bis Arak, der nächsten großen Stadt, eingeholt werden.
Der neue Busfahrer lässt die Zügel locker.
Die Pferdchen laufen.
Der Motor dröhnt.
Die Fanfare posaunt in unglaublicher Lautstärke.
Kreisverkehre, Stoppschilder und rote Ampeln gelten nicht für unseren Bus.
Sie werden einfach weggehupt.
HOOOONK, HOOOONK, HOOOONK, HOOOONK,
HOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOONNNNK
Kiboko ist taub, als der Bahnhof von Arak erreicht wird.
Die Abfahrtszeit des Zuges ist bereits vorbei.
Aber der Zug hat auf uns gewartet.
Schlaflos durch die Nacht
Das Schlafwagenabteil von Kiboko ist exakt über dem Drehgestell. Kiboko spürt jeden Schienenstoß im Kreuz Bei jeder Weiche gib es einen schweren Schlag. An Schlaf ist nicht zu denken, während der Zug nach Süden rumpelt. Es geht schlaflos durch die Nacht.