Bangladesch Tag 11-4: Chittagong Pier
Auf der Südseite der Pier haben die Eisenfresser schon ganze Arbeit geleistet. Von einem Schiff ist nur noch das Heck mit der Brücke übrig. Aber auch die Brücke wurde schon von beiden Seiten angeknabbert. Das Mittelstück der Brücke mit dem Antennenmast streckt sich unbeirrt in den Himmel. Der Schornstein ist schon abgefallen und im Morast liegengeblieben.
Athanasios G. Callistsis
Die letzte an den Resten verbliebene IMO Nummer 8101953 verrät die Identität. Es ist die Athanasios G. Callistis. Sie hörte früher auch auf die Namen Pintail und Punica. Sie wurde 1983 in Jiangnan Shipyard Group in Shanghai, China gebaut. Der Massengutfrachter war mal 197m lang und 23m breit. Heute passt die Länge nicht mehr. Aber schon früher hatte das Schiff ein Längenproblem. 2008 hat sie sich die Nasenspitze eingedrückt. Damals kam sie unters Messer. Mit plastischer Chirurgie wurde eine neue Nase angestückelt. Das wird jetzt wohl eher nicht mehr der Fall sein.
Schwestern auf dem Schiffsfriedhof
Auf der Nordseite werden zwei Containerschiffe zerlegt. Bug- und Heckpartie mit den Schiffsnamen fehlen schon. Am Schornstein weist das NSB-Zeichen auf die Niederelbe Schifffahrtsgesellschaft hin. Am ersten Schiff befindet sich seitlich an der Brücke noch die IMO 9064853. Hier findet die Pioneer (früher Northern Pioneer, CMA CGM VERNET, VILLE DE SAGITTA) ihre letzte Ruhestätte. Einen Monat vorher, am 19.12.2012 wurde die Pioneer in den Sand gesetzt. Das Schiff wurde 1994 von Hyundai in Korea erbaut. Es war mal 240,4m lang, 32m breit und hatte einen Tiefgang von 11,7m. 3538 Containereinheiten haben da mal draufgepasst. Aktuell sind es ein paar weniger.
Die Identifikation des hinteren Schiffes ist schwieriger. Es ist ein baugleiches Schiff. Die IMO an der Brücke ist unkenntlich gemacht. Die Verschrottung ist ein großes Geschäft. Da möchte man sich nicht in die Karten schauen lassen. Aus größerer Entfernung hat Kiboko noch ein weiteres Bild mit einer sehr unscharfen IMO. Die Nummer scheint auf eine 7 zu enden. Kiboko vermutet hier die IMO 9064877 - Northern Faith handelt. Die Northern Faith ist am 6.12.2012 in Bangladesch eingetroffen. Beide Schiffe wurden Mitte Dezember 2012 verkauft.
In größerer Entfernung ist ein drittes Containerschiff. Das ist die baugleiche Northern Honour. Sie wurde erst zwei Tage vor verkauft. Gestern, am 16.01.2013, wurde sie ganz frisch in den Sand gesetzt. Daher ist sie noch weitgehend komplett.
Die Pier hat eine Länge von rund fünfhundert Metern. Damit ist sie rund doppelt so lang, wie die Schiffe. So kann Kiboko die Schiffe auch von hinten betrachten.
Schwestern auf dem Schiffsfriedhof
Der Maschinenraum ist aufgeschnitten. Wiederverwendbare Teile werden sorgfältig ausgebaut. Die Hilfs-Motore können als Hauptmaschine bei Binnenschiffen eine zweite Karriere starten.
Kiboko ist nicht klar, ob die Krananlagen im Schiff schon installiert waren, oder ob die für die Demontage im Schiff extra eingebaut wurden.
Der Motor wird abgeseilt. Sie werden auf einem einfachen Blechschlitten abggestellt. Diese müssen dann vor der nächsten Flut an Land gezogen werden. Die Motoren werden wiederverwendet.
Motor
Bei den ausgebautnn Hilfsmotoren sind die Stromerzeuger. Das Schiff hat nur einen Hauptmotor von MAN vom Typ 7L80MC. Das ist ein riesiger 7-Zylinder Zweitaktmotor. Die Zylinder haben 80cm Durchmesser und einen Hub von über 2,50m. Bei einer Nenndrehzahl von 88 Umdrehungen pro Minute erzeugen sie über 30.000PS. Damit konnte Schiffsschraube das Schiff mit über 21 Knoten über die Weltmeere schieben.